HSZG-Promovendin spricht über Alltagsrassismus in der beruflichen Zusammenarbeit mit Menschen mit Migrationserfahrung.
Menschen mit Migrationserfahrung könnten als Fachkräfte zunehmend mehr in Einrichtungen des Gesundheits- und Pflegebereichs tätig sein. „Im Umgang mit Kolleg*innen und Klient*innen treten dabei aber auch Herausforderungen auf, die die Zusammenarbeit von Seiten der Mehrheitsgesellschaft erschweren“, erzählt Monique Ritter M.A. Sie spricht von Alltagsrassismus „oder von rassistischen Praktiken in den kapillaren haarfeinen Bahnen des Alltags.“
Monique Ritter ist Lehrkraft für besondere Aufgaben im Studiengang Soziale Arbeit und Promovendin an der HSZG. Im Rahmen einer Kooperativen Promotion zwischen der Hochschule Zittau/Görlitz und der TU Chemnitz beschäftigt sie sich mit der Rekonstruktion von Praktiken der Exklusion und Wegen zur Inklusion in der beruflichen Zusammenarbeit mit Menschen mit Migrationserfahrung in der ambulanten Pflege im Raum Dresden.
Nun wurde sie jüngst vom Deutschen Roten Kreuz Landesverband Saarland als Referentin zu rassismuskritischer Organisationsentwicklung eingeladen. Am 29. März 2021 hält sie einen Online-Vortrag über den Themenbereich ‘Geflüchtete Menschen im Arbeitsfeld der Pflege‘.
Sie möchte des Weiteren Wege aufzeigen, wie sich Einrichtungen auf den Weg zu einer rassismuskritischen Organisationsentwicklung machen können.
Um diese Frage zu beantworten, zitiert Monique Ritter gern den Postkolonialisierungstheoretiker Achille Mbembe. Mit den Worten: „…wo sie sich in scheinbar harmlosen alltäglichen Gesten finde[n], auf dem Weg über ein Nichts, eine scheinbar unbewusste Bemerkung, einen Scherz, eine Anspielung oder Andeutung, einen Lapsus, einen Witz, eine Konnotation und, das sei nicht verschwiegen, eine gewollte Boshaftigkeit, eine üble Absicht, einen absichtlichen Tritt oder Schlag, einen obskuren Wunsch, zu stigmatisieren und vor allem Gewalt anzuwenden, zu verletzen und zu erniedrigen und jene zu beschmutzen, die in unseren Augen nicht zu uns gehören“, beschreibt er rassistische Nano-Praktiken und Erfahrungen, die sich fortwährend gegen die vermeintlich Nicht-Dazugehörigen richten und zumeist von der etablierten Mehrheitsgesellschaft nicht infrage gestellt oder gar bagatellisiert werden.
Wie äußern sich jene bewussten und unbewussten sowie fraglos reproduzierten Praktiken des Ausschlusses im Alltag der Menschen? Welche Rolle spielen die Nachwehen des im Alltagsdiskurs bereits längst vergessenen und verdrängten Kolonialismus? Was hat das Ganze mit sozialer Lage und der Organisation zu tun und warum sprechen die Menschen noch immer oder wieder über 1990? Wie lässt sich das alles zusammen denken und besser verstehen? Mit diesen Wirkungszusammenhängen beschäftigt sich Monique Ritter M.A. in ihrer Dissertationsforschung im Raum Dresden und fragt auf welche Situation, Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrung nach dem so genannten ‘langen Sommer der Migration‘ (post 2015) im beruflichen Alltag als Arbeitnehmer*innen im beruflichen Kontext der Pflege treffen.
Für ein solches Umdenken gesamtgesellschaftlich als auch auf organisationaler Ebene setzt sich die Promovendin ein.