Masterstudiengang Internationales Tourismusmanagement startet Kooperation mit NUST in Namibia
Autor/Bilder: Sebastian Benad
Vom 24. März bis zum 6. April 2025 reiste eine Delegation der Hochschule Zittau/Görlitz (HSZG) nach Namibia, um eine strategische Hochschulpartnerschaft mit der Namibia University of Science and Technology (NUST) in Windhoek aufzubauen. Die Reise, eingebettet in das Erasmus+-Programm, verknüpfte akademischen Austausch mit praxisorientierter Forschung im Bereich des nachhaltigen Tourismus. Im Zentrum standen Community-Based Tourism (CBT) Konzepte – verbunden mit der Frage, wie Tourismus gleichzeitig Wertschöpfung vor Ort generieren und kulturelle sowie ökologische Ressourcen schützen kann.
Internationale Koordination und organisatorische Fragen – etwa zum Inter-Institutional Agreement oder Visaangelegenheiten – wurden gemeinsam mit den International Relations Officers Mr. Nico Smit und Ms. Yolande Geises abgestimmt.
In mehreren Lehrveranstaltungen kamen auch Lehrende aus dem Masterstudiengang Internationales Tourismusmanagement selbst aktiv zum Einsatz. Solvig Langschwager hielt eine englischsprachige Vorlesung zum Thema “German tourists’ profile and the German tourism product”, Sebastian Benad sprach über “AI in Tourism and Smart Destinations”. Die Vorträge stießen auf großes Interesse – so sehr, dass bei einer Veranstaltung spontan zusätzliche Stühle herangeschafft werden mussten.
Die Offenheit unserer Kollegen und Kolleginnen an der NUST und die Professionalität der Studierenden haben mich tief beeindruckt. Bildung wird hier ganz klar als Motor für gesellschaftlichen Wandel verstanden.
Ein weiterer Höhepunkt war das Community-Based Tourism Forum am 28. März, das von Dr. Simon Chiutsi fachlich begleitet wurde. In diesem Rahmen diskutierten Studierende, Lehrende und Vertreter:innen aus der Praxis über die Zukunft nachhaltiger Tourismusentwicklung in Namibia.
Auch interkulturelle Erfahrungen kamen nicht zu kurz: Vom Besuch des Penduka Women’s Project über Stadterkundungen in Katutura bis hin zu persönlichen Gesprächen mit lokalen Expert:innen für CBT – jede Begegnung erweiterte den Horizont und vertiefte das Verständnis für Namibias gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, zeigte der Besuch in Katutura, einem Township, das mit über 250.000 Menschen als Sinnbild sozialer Ungleichheiten gilt – ein prägender Moment für alle Beteiligten.
Nach dem offiziellen Teil begann die zweite Etappe: eine fachlich begleitete Exkursion zu ausgewählten CBT-Initiativen im Land. Die Reise führte durch unterschiedlichste Regionen – von der Hauptstadt über die Namib-Wüste bis hin zum Etosha-Nationalpark.
In Projekten wie dem Swakopmund DRC Community Project, dem Living Museum of the Ju/'Hoansi-San oder der Grootberg Lodge wurde deutlich, wie CBT-Modelle in Namibia funktionieren: Touristische Angebote werden gemeinsam mit lokalen Gemeinschaften entwickelt und umgesetzt, wodurch nicht nur Arbeitsplätze entstehen, sondern auch kulturelle Identitäten bewahrt werden.
CBT bedeutet für mich: Teilhabe ermöglichen, Wertschöpfung lokal verankern und Identitäten schützen. Und genau das haben wir bei Projekten wie Penduka oder der Grootberg Lodge erlebt.
Gleichzeitig konfrontierte die Reise die Teilnehmenden mit der rauen Realität ungleicher Lebensverhältnisse. Der Besuch eines Himba-Dorfes führte allen eindrucksvoll vor Augen, wie tief der Graben zwischen touristischer Inszenierung und tatsächlichem Lebensalltag sein kann. Die Gruppe reagierte mit Respekt und Zurückhaltung – und spendete nahezu alle mitgeführten Lebensmittel und Wasserreserven an die Bevölkerung des Dorfes.
Das Erlebte war zutiefst berührend – ein Moment, der uns Demut gelehrt und unsere Verantwortung als Tourist:innen und Hochschulangehörige klar vor Augen geführt hat.
Neben fachlicher Tiefe prägten Naturerfahrungen wie Sonnenaufgänge über den Dünen von Sossusvlei oder Begegnungen mit Wüstenelefanten die Reise – nicht als „Safari“, sondern als Teil einer ganzheitlichen Betrachtung nachhaltiger Tourismusentwicklung. Besonders eindrucksvoll: die Erkundung des Welwitschia-Drive, das Aufeinandertreffen mit der 1500 Jahre alten Wüstenpflanze sowie die Sternenbeobachtung bei Nacht mit UV-Licht auf der Suche nach fluoreszierenden Skorpionen. Auch spontane Hilfsaktionen – wie die Unterstützung erschöpfter Radsportler:innen bei einem Wüstenrennen – zeigten, wie sehr sich Reiseerlebnis und Engagement vor Ort verbinden ließen.
Die Namibiareise 2025 ist mehr als ein einzelnes Projekt – sie ist Auftakt für eine langfristige Kooperation, die Lehre, Forschung und gesellschaftliches Engagement verknüpft. Mit der angestrebten Partnerschaft zwischen der HSZG und der NUST wird ein Beitrag zur Internationalisierungsstrategie der Fakultät F-MK geleistet, der weit über Mobilitätszahlen hinausgeht.
In der Nachbereitung sind weitere Schritte bereits geplant: Ein Gegenbesuch namibischer Lehrender in Görlitz, gemeinsame Projekte zur CBT-Forschung sowie eine verstärkte Einbindung Studierender beider Hochschulen in die Lehrformate des Masterstudiengangs Internationales Tourismusmanagement. Für die HSZG bietet sich hier die Chance, ihre Praxisorientierung und Werteorientierung in einem internationalen Rahmen weiterzuentwickeln.
Die Reise hat nicht nur Horizonte erweitert, sondern auch Brücken gebaut – zwischen Kontinenten, Disziplinen und Perspektiven. Community-Based Tourism wird dabei nicht nur als touristisches Konzept verstanden, sondern als Ansatz für Bildung, Teilhabe und nachhaltige Entwicklung.