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15. Mai 2025

Mit Bakterien zur grünen Zukunft

Ein Biotechnologe zwischen Forschung und Lehre: Prof. Dr. rer. nat. Jörg Kretzschmar im Gespräch.

Prof. Dr. rer. nat. Jörg Kretzschmar ist seit Herbst 2023 an der HSZG an der Fakultät Natur- und Umweltwissenschaften im Lehrgebiet Umweltbioverfahrenstechnik tätig. Im Gespräch stellt er sich vor und berichtet von seiner Leidenschaft für sein Forschungsgebiet.

Prof. Kretzschmar, welche zentralen Stationen haben Ihren bisherigen Werdegang geprägt?

Ich habe molekulare Biotechnologie (B.Sc.) sowie Umweltschutz und Raumordnung (Dipl.-Ing.) an der TU Dresden studiert. Nach erfolgreichem Abschluss beider Studiengänge hatte ich die Möglichkeit über einen Zeitraum von insgesamt 15 Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter in verschiedenen Bereichen des DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum in Leipzig zu arbeiten. Die meiste Zeit habe ich im Bereich „Biochemische Konversion“ gearbeitet, wo ich mich hauptsächlich mit der Optimierung des Biogasprozesses aus biochemischer und verfahrenstechnischer Sicht beschäftigt habe. 

In dieser Zeit habe ich u.a. eine enge Kooperation mit der Arbeitsgruppe Elektrobiotechnologie am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Leipzig aufgebaut. Dort konnte ich mit Unterstützung des Kurt-Schwabe-Instituts für Mess- und Sensortechnik Meinsberg e.V. sowie der Professur für Physikalische Chemie, Mess- und Sensortechnik an der TU Dresden auch einen Großteil meiner Dissertation im Themenbereich mikrobielle Elektrochemie anfertigen. Konkret habe ich mich der Charakterisierung von elektroaktiven Biofilmen gewidmet, welche als Rezeptoren für Essigsäure-Biosensoren im Biogasprozess genutzt werden können. Nach meiner Promotion an der TU Dresden wurde mir am DBFZ die Leitung einer Arbeitsgruppe und später die stellvertretende Bereichsleitung anvertraut. 

Was hat Sie dazu inspiriert, eine Karriere in der Wissenschaft einzuschlagen?

Die Entscheidung fiel bereits während meines ersten Studiums. Hier konnte ich mich sehr schnell für die Nutzung mikrobieller Prozesse in technischen Anwendungen faszinieren. 

Was hat Sie in die Oberlausitz bzw. an die Hochschule Zittau/Görlitz geführt?

Die Möglichkeit als Professor an einer Hochschule ein Teil meines Wissens an Studierende zurückzugeben und mich selbst im Rahmen der Lehre und anwendungsorientierten Forschung weiterzubilden. Und natürlich die Landschaft in der Region bzw. die Nähe zu Tschechien und Polen.

Was sind Ihre Arbeitsschwerpunkte an der HSZG?

Ich lehre Grundlagen der Verfahrenstechnik, Bioprozess- und Bioverfahrenstechnik in den Studiengängen Molekulare Biotechnologie, Pharmazeutische Biotechnologie sowie Ökologie und Umweltschutz. Des Weiteren halte ich noch Vorlesungen und Praktika zum Thema Umwelttechnik und zukünftig auch Umweltbioverfahrenstechnik u. a. in den Studiengängen Green Engineering und Umweltwissenschaften. Darüber hinaus versuche ich Forschungsprojekte zu realisieren sowie ein neues Labor Umweltbioverfahrenstechnik zu etablieren.

Welche Forschungsschwerpunkte liegen Ihnen besonders am Herzen und warum?

Besonders wichtig ist mir die Entwicklung umweltbiotechnologischer Prozesse, die einen Beitrag zu einer zukünftigen Bioökonomie leisten können. Der Biogasprozess bzw. darin ablaufende Teilprozesse sind ein hervorragendes Beispiel, wie man Rest- und Abfallstoffe oder nachwachsende Rohstoffe zur nachhaltigen Energiebereitstellung oder Erzeugung von Chemikalien nutzen kann. 

Im Speziellen bin ich von mikrobiellen elektrochemischen Technologien fasziniert, da hier u. a. Bakterien genutzt werden, die im Rahmen ihres Stoffwechsels Strom erzeugen bzw. Elektrochemie genutzt wird, um Reststoffe oder bakterielle Stoffwechselprodukte zu hochwertigen Chemikalien umzuwandeln. Die mikrobielle Elektrochemie kann für die Entwicklung einer Reihe neuartiger Technologien und Prozesse genutzt werden, welche im Einklang mit den Grundprinzipien der grünen Chemie stehen. Konkrete großtechnische Anwendungen gibt es hier leider noch nicht, mikrobielle Brennstoffzellen, Elektrolysezellen sowie Biosensoren wurden aber bereits im technischen Maßstab demonstriert. Ich hoffe mit meiner Forschung in Zukunft hier einen kleinen Beitrag leisten zu können. 

Wie gestalten Sie Ihre Lehre, um Studierende für Ihr Fach zu begeistern?

Ich gestalte die Lehre möglichst aktiv und deskriptiv. Mir ist es wichtig, dass die Studierenden sich ein Bild, von dem, was ich vermitteln möchte, vorstellen können. Daher versuche ich möglichst viele praktische Beispiele in die Lehre einzubauen. 

Welchen Rat würden Sie Studierenden geben, die eine wissenschaftliche Karriere (in Ihrem Fachgebiet) anstreben?

Lassen Sie sich inspirieren und folgen Sie (mitunter) ihrem Bauchgefühl. Es ist wichtig, für eine Sache bzw. ein Thema zu „brennen“. Darüber hinaus ist es natürlich umso besser, je mehr man die wissenschaftlichen Grundlagen verinnerlicht hat. Ich habe selbst sehr viel Zeit in die wiederholte Aneignung von Grundlagen gesteckt und mache das teilweise heute noch. 

Was sind Ihre besten Survival-Tipps für die Prüfungszeit? Welche Tricks haben Sie auf Lager, um die Prüfung bestmöglich zu meistern?

Grundlegend sind natürlich die regelmäßige Teilnahme an den Vorlesungen, Seminaren und Praktika. Hier halte ich es für besonders wichtig, aktiv zu werden, Fragen zu stellen bzw. Dinge zu hinterfragen. Darüber hinaus empfehle ich regelmäßigen Schlaf.

Welche Bücher wollen Sie dieses Jahr noch unbedingt lesen?

Leider nur Fachbücher…ich lese in meiner Freizeit (leider) nicht besonders viel.

Haben Sie Hobbys oder Interessen, die vielleicht nicht jeder von Ihnen kennt?

Ich interessiere mich sehr für Musik und Filme, hier hat es mir insbesondere das Science-Fiction Genre angetan. In meiner Freizeit spiele ich in einer Band.

Welches ist Ihr Lieblingsplatz auf dem Campus oder in der Umgebung?

Den habe ich leider noch nicht gefunden. Ich bin aber sehr gern im Zittauer Gebirge unterwegs, wenn es die Zeit erlaubt.

Das Gespräch führte die Stabsstelle Hochschulentwicklung und Kommunikation, Teilbereich FH-Personal.

Ihre Ansprechperson
Prof. Dr. rer. nat.
Jörg Kretzschmar
Fakultät Natur- und Umweltwissenschaften
02763 Zittau
Schwenninger Weg 1
Gebäude Z VII, Raum 18
Erdgeschoss
+493583 612-4887